Endokrine Disruptoren & Schwangerschaft

17/11/2022

Seit einigen Jahren stehen endokrine Disruptoren im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Diskussion, da sie unser Hormonsystem beeinflussen und ihre Quellen vielfältig sind. Fokus auf ihre Auswirkungen während der Schwangerschaft ...

Die Exposition gegenüber diesen Molekülen mit schädlichen Wirkungen kann auf vielen Wegen (durch Verschlucken, Einatmen oder Hautkontakt), in unterschiedlichen Dosen und aus vielen Quellen erfolgen. Es gibt eine Vielzahl von endokrinen Disruptoren wie Bisphenol A, Phthalate, Parabene, Blei, Teflon usw. Diese Moleküle können auf unterschiedliche Weise auf das endokrine System einwirken: durch Nachahmung eines natürlichen Hormons, durch Störung seines Transports, durch Störung seines Abbaus oder durch Verhinderung der Bindung des Hormons an seinen Rezeptor. Diese Moleküle wirken sich auf die exponierte Person aus, können aber auch den Fötus beeinträchtigen, wenn die Person eine schwangere Frau ist.

Tatsächlich hat ein internationales Konsortium unter der Leitung von Wissenschaftlern des Institut national de la santé et de la recherche médicale (INSERM) die Auswirkungen von Phenolen, Phthalaten und Parabenen auf die Schilddrüsenphysiologie von schwangeren Frauen bewertet. Nach der Analyse von Blut- und Urinproben einer Kohorte aus Grenoble kamen die Forscher zu dem Schluss, dass mehrere Moleküle, die bekanntermaßen die Funktion der Schilddrüse beeinträchtigen, vorhanden waren und somit fast alle Patientinnen diesen ausgesetzt waren. Die Schilddrüse ist im Hals lokalisiert und produziert Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) unter der Kontrolle einer Rückkopplungsschleife durch die Hypophyse über das Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH). Diese Hormone sind von entscheidender Bedeutung für die gesunde Entwicklung des Fötus. Die Studie zeigte, dass die Konzentrationen der Schilddrüsenhormone und ihr Stoffwechsel sowie der TSH-Wert beeinflusst wurden.

Diese Daten werfen sofort die Frage auf, wie sich die Exposition gegenüber endokrinen Disruptoren auf die Kinder der in diese Kohorte aufgenommenen Frauen ausgewirkt haben könnte, insbesondere auf ihr Wachstum und ihre Gehirnentwicklung. Die Auswirkungen dieser Moleküle sind ein Problem der öffentlichen Gesundheit und werden regelmäßig von der französischen Behörde für Lebensmittelgesundheit (Agence nationale de santé sanitaire alimentaire nationale, Anses) in verschiedenen Berichten, nationalen Strategien und Studien untersucht.