Wo der Stress angreift
Auch wenn sich die Wissenschaft seit vielen Jahren mit den Folgen psychischer Belastung für die Gesundheit beschäftigt, blieb diese Frage bisher unbeantwortet. Ein Forscherteam des Centre d’Immunologie in Marseille-Luminy präsentierte im Februar neue Erkenntnisse, die dies ändern könnten.
Der Zusammenhang zwischen Stress und Immunabwehr ist demnach über β2-Adrenozeptoren vermittelt. Um zu diesem Ergebnis zu gelangen, simulierte das Forscherteam bei Mäusen chronischen Stress, indem sie einen Wirkstoff verabreichten, der die β2-Adrenozeptoren auf die gleiche Weise wie die Stresshormone stimuliert. Dann wurden die Mäuse dem murinen Zytomegalovirus (MCMV) ausgesetzt.
Im Vergleich zur Kontrollgruppe war die Mortalität dieser Mäuse weit höher, und zwar 90 % gegenüber 50 %. Die Ergebnisse1 wurden im Journal of Experimental Medicine veröffentlicht und weisen darauf hin, dass die Stimulation der β2-Adrenozeptoren durch die Stresshormone für die Schwächung des Immunsystems verantwortlich ist. Dadurch öffnen sich neue Perspektiven für die Therapie.
1) β2-adrenergic signals downregulate the innate immune response and reduce host resistance to viral infection.Elisabeth Wieduwild, Mathilde Girard-Madoux, Linda Quatrini, et al.Journal of Experimental Medicine, https://doi.org/10.1084/jem.20190554